Spitzenfleck (Libellula fulva)

Merkmale

Größe:

Relativ kleine Großlibelle, die etwa 42 bis 45 mm lang wird und eine Flügelspannweite von 64 bis 78 mm erreicht.

Männchen:

Junge Männchen sind fast komplett orange gefärbt, bis auf einen dunklen Längstreifen auf dem leicht abgeflachten Hinterleib. Die reifen Männchen sind gekennzeichnet durch einen blau bereiften Hinterleib, der zum Ende hin schwarz wird, und blau-graue Augen. Gesicht und Brust sind schwarz. Die namesgebenden dunklen Flügelspitzen sind nicht immer deutlich ausgeprägt. Ein weiteres Merkmal ist die dunkle Hinterflügelbasis. Bei älteren Männchen ist die blaue Bereifung teilweise durch Kratzspuren verwischt, die bei der Kopulation durch die Krallen der Weibchen entstehen, die sich am Hinterleib festhalten.

Weibchen:

Junge Weibchen gleichen zunächst den unausgefärbten Männchen. Mit zunehmendem Alter verliert sich jedoch die orange Farbe und der Körper einschließlich der Augen wird immer brauner. Die dunklen Flügelspitzen sind häufig bei den Weibchen stärker ausgeprägt als bei den Männchen.

Larve/Exuvie:

Länge der größeren Larvenstadien 20 bis 25 mm. Körper mit breitem, abgeflachten Hinterleib. Fangmaske korbförmig; flach und regelmäßig gezahnt. Gut entwickelte Rückendornen bis einschließlich Hinterleibsegment 9.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Der Spitzenfleck kommt schwerpunktmäßig in Süd-, Mitteleuropa und Osteuropa bis zum Kaukasus vor. Teilweise sind die Vorkommen allerdings sehr inselhaft bzw. größere Areale sind nicht besiedelt.

Deutschland:

Die Art weist in Deutschland drei Verbreitungsschwerpunkte auf. Der erste ist das Norddeutsche Tiefand östlich der Elbe vom Ostrand Schleswig-Holsteins über Mecklenburg-Vorpommern bis nach Brandenburg. Der zweite befindet sich in Südwest-Deutschland in der Oberrheinebene vom Main und Saarland bis nach Freiburg und setzt sich im Alpenvorland und in der Donauniederung fort. Der dritte Schwerpunkt liegt im Niederrheinischen Tiefland und der Kölner Bucht. In allen anderen Regionen ist die Art sehr selten und höchstens lokal nachzuweisen.

Schleswig-Holstein:

Bei uns ist die Art vor allem im östlichen Hügelland südlich des Nord-Ostsee-Kanals bodenständig. Dabei erstrecken sich die Hauptvorkommen vom Westenseegebiet bis in die Holsteinische Schweiz sowie von Lübeck bis ins Hellbachtal. In der Geest gibt es bisher nur Einzelbeobachtungen. In der Marsch und auf den Inseln wurde der Spitzenfleck bisher noch nicht nachgewiesen.

Bestand in Schleswig-Holstein

Eine landesweit seltene Art, die langfristig eine negative Bestandstendenz aufweist. Individuenreiche und bodenständige Populationen des Spitzenflecks sind jedoch in den Hauptverbreitungsgebieten weiterhin vorhanden, so dass die Populationsentwicklung aktuell als stabil bewertet wird.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein bis zwei Jahre

Schlupfzeit in SH: Anfang Mai bis Anfang Juni, stark synchronisiert

Flugzeit in SH: ab Anfang Mai, Hauptflugzeit Ende Mai bis Anfang Juli, einzelne Tiere sind noch bis Mitte August zu beobachten

Verhalten:

Die Reifephase verbringen die Jungtiere auf geschützten Wiesen oder sonnenexponierten Waldlichtungen.

Die Männchen sind am Gewässer territorial und besetzen am wasserseitigen Röhrichtrand Reviere, in denen sie regemäßig zur Suche nach Weibchen oder zur Abwehr anderer Männchen patrouillieren.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung beginnt im Flug und wird in der Vegetation sitzend abgeschlossen, sie dauert mindestens 10 bis 15 Minuten.

Die Weibchen legen die Eier in der Nähe von Wasserpflanzen ins freie Wasser, indem sie mit wippenden Bewegungen mit dem Hinterleib regelmäßig auf die Wasseroberfläche tippen. Häufig werden sie dabei vom Männchen begleitet, diese sind jedoch nicht angekoppelt.

Lebensräume

Imagines:

Die Art besiedelt Seen und Fließgewässer überwiegend in der kalkreichen Jungmoränenlandschaft Schleswig-Holsteins. Dabei werden klimatisch wärmere Gebiete im Südosten des Landes anscheinend bevorzugt. Wichtig ist ferner eine gut ausgebildete Vegetationszonierung (insbesondere strukturreiche Röhrichte), Vorhandensein besonnter Uferabschnitte und ein höherer Waldanteil in der Umgebung.

Larven:

Im Flachwasser der Fortpflanzungsgewässer in pflanzenreichen, strömungsarmen und eher schlammigen Gewässerbereichen.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: Vorwarnliste

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: in Fließgewässern durch zu intensive Gewässerunterhaltung, in Seen durch übermäßige Freizeitnutzung mit Vertritt der Ufer- und Flachwasservegetation.

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: strukturverbessernde Maßnahmen an Fließgewässern, Beschränkung bzw. Lenkung der Freizeitnutzung an Seen (Baden, Angeln, Bootsverkehr).

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14,.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • THOMES, A. (1985): Ökologische Beobachtungen an den Libellen (Odonata, Insecta) des Unteren Schierenseebaches (Naturpark Westensee, Schleswig-Holstein). – Diplomarbeit an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.