Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum)

Merkmale

Größe:

Mit einer Länge von 35 bis 40 mm etwas kleiner als die sehr ähnliche Große Heidelibelle.

Männchen:

Schwarze Linie zwischen Stirn und Scheitel zieht sich weiter am Auge hinunter (Merkmal nicht immer eindeutig, Verwechselung mit der Großen Heidelibelle ist möglich). Beine schwarz mit gelbem Längsstreifen. Brust braun ohne helle Streifen auf der Seite. Hinterleib rot gefärbt und nicht verdickt. Junge Männchen sind zunächst gelb-braun gefärbt.

Weibchen:

Schwarze Linie zwischen Stirn und Scheitel zieht sich weiter am Auge hinunter (Merkmal nicht immer eindeutig, Verwechselung mit der Großen Heidelibelle ist möglich). Beine schwarz mit gelbem Längsstreifen. Brust braun ohne helle Streifen auf der Seite. Hinterleib gelb, später braun, oberseits manchmal rötlich, seitlich mit einem schwarzen Längsstrich auf jedem Segment. Legescheide deutlich rechtwinkelig abstehend.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 15 bis 19 mm. Fangmaske korbförmig, Hinterleib verbreitert. Rückendornen schwach entwickelt. Seitendornen an Hinterleibssegment neun lang, an Segment acht kürzer. Hinterrand der Bauchplatten der Segmente sieben immer und acht fast immer ohne Borsten.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Eurosibirische Art, deren Verbreitungsgebiet sich von Westeuropa über Asien bis zur Halbinsel Sachalin zieht. In Europa kann man die Gemeine Heidelibelle von der französischen Atlantikküste bis zum Ural finden. Im Norden erstreckt sich die Grenze des Areals entlang Südnorwegen und der nördlichen Ostseeküste bis nach Russland. Im Süden erreicht die Art die Pyrenäen, den Südrand der Alpen, den Norden Griechenlands und des Schwarzen Meers bis zum Süd-Ural.

Deutschland:

In Deutschland allgemein verbreitet und eine der häufigsten Arten der Gattung. Eine geringere Fundpunktdichte ist in den höheren Lagen der Mittelgebirge, in der Elbtalniederung und im Wendland, der Altmark und im nördlichen Harzvorland zu verzeichnen.

Schleswig-Holstein:

Weit verbreitet, vor allem im östlichen Hügelland und in der Geest, seltener in der Marsch. Leichte Abnahme der Fundpunktdichte von den südlichen hin zu den nördlichen Landesteilen.

Bestand in Schleswig-Holstein

Häufige und verbreitete Art, die Bestandsentwicklung ist möglicherweise aktuell negativ, es ist eine zunehmende Verdrängung der Art durch die Große Heidelibelle zu vermuten.

Biologie

Überwinterung: als Ei

Dauer Larvalentwicklung: drei bis vier Monate

Schlupfzeit in SH: Mitte Juni bis Ende August

Flugzeit in SH: Mitte Juni bis Ende September, einzelne Tiere schon vorher oder noch im Oktober, Hauptflugzeit im August und September

Verhalten:

Die Reifungsphase verbringen die Jungtiere oft weitab der Fortpflanzungsgewässer und suchen dazu Felder, Grünland, Brachen, Heideflächen, Gärten, Parks oder Gehölzrändern auf.

Die geschlechtsreifen Männchen erwarten die Weibchen am Gewässerrand an sonnenbeschienenen Stellen. Bei Bewölkung ziehen sie sich auf gewässernahe Flächen zurück, kehren aber bei Sonnenschein schnell wieder zurück.

Die Art weist eine hohe Wanderneigung auf, in den 1960er und 70er Jahren wurden in den Monaten Juli und August bei Schönwetterlagen mit Ostwind einfliegende Tiere auf Amrum beobachtet, die Individuenzahl der Gemeinen Heidelibelle auf der Insel war danach deutlich erhöht.

Paarung und Eiablage:

Bei der Paarung werden die sitzenden Weibchen am Wasser ergriffen, Paarungsräder können aber auch abseits der Gewässer beobachtet werden.

Die Eiablage erfolgt direkt anschließend meist im Tandem oder auch allein unter Bewachung durch das Männchen in Ufernähe über der Wasseroberfläche. Eine Gruppenbildung bietet Schutz vor Fressfeinden wie Grünfröschen.

Lebensräume

Imagines:

Besiedeln eine Vielzahl von Gewässertypen mit einer Präferenz von Stillgewässern. Fast eine Viertel aller Nachweise in Schleswig-Holstein erfolgte an Moorgewässern, die Art ist jedoch auch an Tümpeln, Kleingewässern, Weihern und technischen Gewässern sowie deutlich seltener an Seen oder in Abbaugruben zu finden. Sowohl intensive Nutzung als auch Nährstoffreichtum werden in den Fortpflanzungsgewässern toleriert. Die Entwicklung in Brackwasser scheint ebenfalls möglich zu sein.

Larven:

Leben zwischen Tauchblattpflanzen, untergetauchten Teilen von Schwimmblatt- oder Röhrichtpflanzen oder im Flachwasser am Gewässergrund.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: keine erkennbaren

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: nicht erforderlich, die Art profitiert von Gewässerneuanlagen und Gewässerrenaturierungen jeglicher Art

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

A. Bruens