Frühe Heidelibelle (Sympetrum fonscolombii)

Merkmale

Größe:

Zierliche Großlibelle mit einer Länge von 34 bis 39 mm und einer Flügelspannweite von etwa 46 bis 62 cm.

Männchen:

Gesicht rot, von der Seite gelblich. Augen zweifarbig, oben braunrot, unten blaugrau. Beine schwarz-gelb gestreift. Brust braun mit auffälligem hellem Streifen. Flügeläderung an der Basis rot, Hinterflügelbasis mit gelbem Fleck, Flügelmal blassgelb. Hinterleib schlank und rot, oben auf den Segmenten acht und neun mit jeweils einem schwarzen Fleck. Junge Männchen sind zunächst ähnlich hell wie Weibchen gefärbt.

Weibchen:

Gesicht rot, von der Seite gelblich. Augen zweifarbig, oben braunrot, unten blaugrau. Beine schwarz-gelb gestreift. Körper gelb bis graubraun. Hinterflügelbasis mit gelbem Fleck, Flügelmal blassgelb. Hinterleib seitlich mit unterbrochener schwarzer Linie, diese trennt die dunklere Ober- von der helleren Unterseite.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 15 bis 20 mm. Fangmaske korbförmig, Hinterleib verbreitert und ohne Rückendornen. Seitendornen nur an Hinterleibssegment neun. Hinterrand der Bauchplatten der Segmente sieben und acht ohne Borsten. Weniger als fünf Borsten auf der Bauchplatte der Mittelbrust.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Die Frühe Heidelibelle ist in Eurasien und Afrika heimisch. Sie bildet aber in vielen Teilen ihres Verbreitungsgebietes keine dauerhaften Populationen aus, sondern wandert dort mehr oder weniger regelmäßig ein. In Europa ist sie im gesamten Mittelmeerraum zu finden und zieht dann von dort im Frühjahr nach Mittel- und Nordeuropa, wo sie im Norden Irland, Schottland, Dänemark, Südschweden und den Süden Finnlands erreicht. Dort bildet sie dann häufig eine Sommergeneration aus.

Deutschland:

Seit der ersten größeren Einwanderungswelle im Jahr 1996, als die Art bis an die Ostsee vordrang, haben die Nachweise in allen Bundesländern zugenommen. Eine längerfristige Ansiedlung ist jedoch (noch) sehr selten, lediglich in Süddeutschland konnte der Schlupf der Frühjahrsgeneration in einem Gewässer dokumentiert werden, an anderen Stellen lassen die Beobachtungen eine mehrere Jahre dauernde Besiedlung an einigen Gewässern vermuten.

Schleswig-Holstein:

Es existieren Nachweise aus allen Landesteilen, neben dem Festland hat die Art auch die Nordfriesischen Inseln, Fehmarn und Helgoland erreicht. Die Besiedlung ist jedoch auf die jährliche Einwanderung aus dem Mittelmeerraum angewiesen, eine „Überwinterung“ in Schleswig-Holstein findet nicht statt.

Bestand in Schleswig-Holstein

Der Erstnachweis wurde im Jahr 1947 von der Ostseeküste bei Grömitz gemeldet. Die nächste Beobachtung erfolgte 1993 im NSG Barsbeker See. Im Zuge der ersten größeren Invasion nach Mitteleuropa wurde im Jahr 1996 an vier Stellen bis zu fünf Tiere festgestellt. Seit 2002 ist die Einwanderung nahezu jährlich in teilweise höheren Individuenzahlen belegt. Nachweise von sichselbsterhaltenden Populationen liegen bisher für Schleswig-Holstein noch nicht vor.

Biologie

Überwinterung: bei uns keine Überwinterung

Dauer Larvalentwicklung: wenige Wochen

Schlupfzeit in SH: Ende Juli bis Anfang September

Flugzeit in SH: Die erste Generation wandert im Mai und Juni ein und fliegt vermutlich bis in den Juli, die zweite Generation schlüpft ab Ende Juli und fliegt bis Ende Oktober.

Verhalten:

Die Männchen der Frühjahrsgeneration erwarten die Weibchen am Gewässer sitzend auf den Spitzen trockener Halme und Ästen. Die Sommergeneration zeigt bei uns weder Paarungs- noch Eiablageverhalten und wandert möglicherweise nach Süden zurück.

Paarung und Eiablage:

Die Weibchen werden von den Männchen im Flug ergriffen und nach kurzem Tandemflug bildet sich das Paarungsrad. Die Paarung dauert etwa eine Viertelstunde.

Die Eier werden im Flug im Tandem an vegetationsarmen oder -freien Stellen ins freie Wasser abgegeben.

Lebensräume

Imagines:

Die einwandernden Tiere sind an einer großen Vielzahl von Gewässertypen zu finden. Für die Reproduktion werden Gewässer mit einer ausgedehnten, flachen Wasserwechselzone und spärlicher Vegetation aufgesucht. Von der Trophie oder dem Substrat her sind keine besonderen Präferenzen erkennbar. Wichtig sind eine schnelle Erwärmbarkeit und ein gewisser Pioniercharakter der Habitate. 

Larven:

Die Larven laufen auf dem Substrat herum oder verstecken sich in Algenwatten.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: keine erkennbar

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Die Art profitiert von Gewässerneuanlagen auf extensiv genutzten Flächen, wie sie unter anderem von der Stiftung Naturschutz durchgeführt werden.  

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • LEMPERT, J. (1987): Das Vorkommen von Sympetrum fonscolombei in der Bundesrepublik Deutschland. - Libellula 6(1/2): 59-69.
  • LEMPERT, J. (1997): Die Einwanderung von Sympetrum fonscolombii (Selys) nach Mitteleuropa im Jahr 1996 (Anisoptera: Libellulidae). - Libellula 16(3/4): 143-168.
  • SCHMIDT, E. (1985): Diagnosehilfen für Sympetrum fonscolombei SELYS, 1840 nach Belegfotos. - Libellula 4(1/2): 86-91.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH, H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

A. Bruens