Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)

Merkmale

Größe:

Mit einer Körperlänge von 32 bis 37 mm etwa so groß wie die Blutrote Heidelibelle.

Männchen:

Brust braun. Beine gelb-schwarz gestreift. Eindeutiges Merkmal sind die ausgedehnten gelben Flügelflecken, die sich von der Basis über das Flügeldreieck hinaus erstrecken und den Knoten erreichen können. Hinterleib rot, schmal und gerade, auf den Seiten und unten schwarz gefärbt. Junge Männchen sind zunächst gelb-braun gefärbt.

Weibchen:

Brust braun. Beine gelb-schwarz gestreift. Auch die Weibchen weiste in der Regel ausgedehnte gelbe Flügelflecken auf, die sich von der Basis über das Flügeldreieck hinaus erstrecken und den Knoten erreichen können. Diese können bei älteren Tieren reduziert sein, wodurch eine Verwechslung mit der Frühen Heidelibelle möglich ist. Dort ist das Flügelmal hellbraun und schwarz umrandet, bei der Gefleckten Heidelibelle dagegen rotbraun. Hinterleib gelb-braun, schmal und gerade, auf den Seiten mit schwarzem Seitenstreifen. 

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvien nur 15 bis 17 mm. Fangmaske korbförmig, Hinterleib verbreitert. Rückendornen schwach entwickelt auf den Segmenten drei bis acht. Seitendornen an den Hinterleibssegmenten acht und neun relativ kurz. Hinterrand der Bauchplatte des Segmentes sieben ohne Borsten.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Eurosibirische Art, die vom Norden der Iberischen Halbinsel über Mitteleuropa bis nach Kamschatka und Japan (Hokaido) zu finden ist. In Südeuropa auf die Gebirgsregionen beschränkt. Im Norden bis Südnorwegen, Mittelschweden und -finnland verbreitet. In Südengland und Wales sporadisch einwandernd. Die westlichen Populationen sind wahrscheinlich stark von Einflügen aus dem Osten abhängig.

Deutschland:

In Deutschland allgemein verbreitet, die Fundpunktdichte nimmt jedoch von Norden nach Süden ab. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in der Norddeutschen Tiefebene. Die Hochlagen der Mittelgebirge sind nur ausnahmsweise besiedelt. Individuendichte und Zahl der Fundpunkte schwanken jahresweise sehr stark, so dass dauerhaft besiedelte Gewässer selten sind.

Schleswig-Holstein:

Die Art findet sich nur noch unregelmäßig an wenigen Stellen mit einzelnen Individuen. Die einzige bekannte heute noch reproduzierende Population befindet sich östlich von Kiel.

Bestand in Schleswig-Holstein

Die Art wurde noch im Libellenatlas Schleswig-Holsteins als landesweit mäßig häufig eingestuft. Der Bestandsentwicklungsfaktor deutete aber bereits damals auf einen langfristig negativen Bestandstrend hin. Die Art war möglicherweise auch in der Vergangenheit von regelmäßiger Zuwanderung mindestens in die nördlichen Landesteile abhängig. Auch bei größeren Beständen konnte nur selten die Reproduktion belegt werden. Verstärkte Einwanderung wurde hier in den Jahren 1932 und 1963 gemeldet. Große Wanderzüge wurden 1910 auf Helgoland, 1948 über Kiel und 1963 bei St. Peter Ording beobachtet. Aktuell ist nur eine reproduzierende Population aus dem Raum Preetz bekannt.

Biologie

Überwinterung: als Ei 

Dauer Larvalentwicklung: wenige Monate

Schlupfzeit in SH: Anfang Juni bis Anfang Juli

Flugzeit in SH: Anfang Juni bis Mitte September, Hauptflugzeit Ende Juli bis Ende August.

Verhalten:

Die frisch geschlüpften Tiere verbringen ihre nur etwa 10 Tage dauernde Reifezeit in der Nähe der Schlupfgewässer, auf Weiden und Wiesen, Brachen oder am Rand von Gehölzen. Bei Anwesenheit einer großen Zahl von Individuen können sich Schlafgemeinschaften bilden, bei denen die Tiere eng zusammengedrängt sitzen.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung beginnt am Wasser und wird in den angrenzenden Flächen fortgesetzt. Sie dauert nur etwa 10 bis 15 Minuten.

Die Eier werden im Flug meist im Tandem in lockerer Ufervegetation auf feuchtem Substrat abseits der Wasserflächen oder trockenem Boden in temporär ausgetrockneten Senken abgeworfen.

Lebensräume

Imagines:

Besiedeln eine Vielzahl von Gewässertypen, sind jedoch vor allem an Tümpeln, Kleingewässern und Weihern zu finden. Diese sind sonnenexponiert, weisen eine eher flache Ufervegetation und eine breite Wasserwechselzone auf. Auch periodisch überflutete Senken werden genutzt.

Larven:

Halten sich in wärmebegünstigten Flachwasserzonen auf dem schlammigen Gewässerboden auf.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: Vorwarnliste

Rote Liste Deutschland 2014: gefährdet

Gefährdungsursachen: Intensivierung der Landwirtschaft, zusätzlich führt der Klimawandel zu einem Absinken des Grundwasserspiegels und damit zu einem Verlust von zeitweilig überstauten Flächen

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Herstellung naturnahe Wasserstände in Überschwemmungsgebieten von Fließgewässern und in Mooren

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

A. Bruens