Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea)

Merkmale

Größe:

Relativ große Art mit 65 bis 80 mm Körperlänge.

Männchen:

Insgesamt relativ dunkle Körperfärbung. Die Flügelvorderkante ist gelb. Die Brustseiten sind  braun mit zwei breiten, hellen Binden, dazwischen befindet sich gelber Fleck oder ein unvollständiger gelber Streifen. Der braun-schwarze Hinterleib weist ein deutliches Mosaikmuster auf. Dabei sind die mittleren Fleckenpaare auf den dritten und dem vierten Hinterleibssegmenten kleiner als die Flecken am jeweiligen Segmentende. Das sicherste Unterscheidungsmerkmal zu der sehr ähnlichen Hochmoor-Mosaikjungfer, insbesondere zu der bei uns häufigeren helleren Form, sind jedoch die gelben Flecken am Augenhinterrand. Eine sichere Bestimmung von fliegenden Tieren im Gelände ist nicht möglich, die Artzugehörigkeit sollte möglichst durch Fotos abgesichert werden.

Weibchen:

Ähnlich dem Männchen gefärbt mit reduzierten Antehumeralstreifen. Die Mosaikflecken sind in der Regel gelb, können aber bei älteren Tieren auch ins grünliche oder bläuliche gehen.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 37 bis 45 mm. Groß und schlank mit kurzer Fangmaske. Augen kugelförmig, Hinterrand deutlich gebogen. Seitendornen an den Hinterleibssegmenten sieben bis neun, der an Segment sechs fehlt oder ist nur sehr rudimentär ausgebildet. Oberer Hinterleibsanhang der Analpyramide halb so lang wie die unteren beiden. Sehr ähnlich der Larve der Hochmoor-Mosaikjunger, hier ist jedoch der obere Hinterleibsanhang länger.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Die Torfmosaikjungfer ist auf der Nordhalbkugel weit verbreitet. Sie besiedelt auf dem nordamerikanischen Kontinent Alaska, Kanada und den Nordosten der USA einschließlich der Rocky Mountains. In Europa und Asien findet man sie von Irland über Mittel- und Nordeuropa und Sibirien bis Japan. In Europa erstreckt sich die geschlossene Verbreitung von den Alpen bis Skandinavien und schließt auch die Britischen Inseln mit ein. Im Mittelmeerraum fehlt die Art, in Frankreich und Südosteuropa sind inselartige Vorkommen aus den Gebirgsregionen bekannt.

Deutschland:

Besiedelt Moor- und Heidegebiete in der Nordwestdeutschen Tiefebene, in den Mittelgebirgen, im Voralpenland und in den Alpen. Sie fehlt in den kalkreichen Gewässern Nordostdeutschlands, in warmen Tallagen wie dem Oberrheingraben, am Neckar oder Main und im Unterbayerischen Hügeland.

Schleswig-Holstein:

Bei uns in der Geest und im Östliche Hügeland verbreitet, schwerpunktmäßig in den größeren Hochmoorkomplexen der Geest und den Vermoorungen der Endmoränenlagen. Fehlt in Teilen Angelns, Osthostein und auf Fehmarn. Ebenfalls nicht besiedelt sind die Marsch sowie die Nordfriesischen Inseln. Bei den Nachweisen in diesem Bereich handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um wandernde Tiere.

Bestand in Schleswig-Holstein

Landesweit erscheint der Bestand auch langfristig stabil, obwohl vor 50 Jahren der Anteil an kleinen Mooren mit Handtorfstichen und damit die Zahl der geeigneten Habitate noch deutlich höher gewesen sein dürfte. Die vielerorts durchgeführte Wiedervernässung von Mooren in den letzten Jahren sollte diese Verluste allerdings auffangen. In Teilbereichen des Östlichen Hügellands ist jedoch ein Bestandsrückgang zu vermuten.

Biologie

Überwinterung (1. Winter): als Ei

Dauer Larvalentwicklung: drei Jahre

Schlupfzeit in SH: Mitte Juni bis Ende August

Flugzeit in SH: Mitte Juni bis Ende Oktober, Hauptflugzeit Ende Juli bis Ende September

Verhalten:

Frisch geschlüpfte Tiere entfernen sich oft weit vom Entwicklungsgewässer und streifen zwei bis vier Wochen umher. Sie halten sich dann an windgeschützten Waldrändern, auf sonnenexponierten Lichtungen, Schneisen und Waldwegen oder locker mit Gehölzen bestandenen Flächen auf.

Geschlechtsreife Männchen patrouillieren in einer Höhe von bis zu 1 m über der Wasserfläche, an heißen Tagen auch höher, ohne Territorien zu besetzen. Dabei rütteln sie hin und wieder an einer Stelle oder suchen die Uferbereiche in langsamerem Flug nach eierlegenden Weibchen ab. Nur selten setzen sie sich ab, meist auf Baumstämmen. Bei Begegnungen mit männlichen Artgenossen oder anderen Edellibellen kommt es zu Attacken und Verfolgungsjagden. Dabei setzt sich die Torf-Mosaikjungfer in der Regel gegenüber der Hochmoor-Mosaikjungfer durch. Die Männchen wechseln regelmäßig zwischen verschiedenen Gewässern im Gebiet, die bis zu 1,5 km voneinander entfernt sein können. Weibchen sind vor allem gegen Abend am Gewässer zu finden.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung wird am Gewässer eingeleitet und sitzend an einem Baum oder Strauch vollzogen. Sie kann bis zu einer Stunde dauern.

Die Weibchen legen die Eier ohne Begleitung durch das Männchen vor allem in senkrecht oder schräg stehende Pflanzenteile, seltener in Torfmoose oder direkt in das Torfsubstrat.

Lebensräume

Imagines:

Besiedelt meso- bis oligotrophe Torfstiche sowie huminstoffreiche Kleingewässer und Weiher mit Seggen und Wollgräsern in der Uferzonen und flutenden Torfmoosen auf Torf oder Sanduntergrund. 

Larven:

Halten sich zwischen lebenden und abgestorbenen Pflanzenteilen, in Uferhöhlungen, an senkrechten Torfwänden oder dem torfigen Gewässerboden auf. Größere Larven können das Austrocknen und Durchfrieren der Fortpflanzungsgewässer für eine gewisse Zeit überdauern.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: Vorwarnliste

Rote Liste Deutschland 2014: Vorwarnliste

Gefährdungsursachen: Eutrophierung und Sukzession nährstoffarmer bis mäßig nährstoffreicher Moorgewässer.

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Wiedervernässung von Mooren. Wiederherstellung naturnaher Moor- und nährstoffarmer Heidegewässer. Schaffung von Pufferzonen gegenüber intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen. Neuanlage von Gewässern an Niedermoorstandorten.

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. - Natur + Text, Rangsdorf.
  • BAUMANN, K.; JÖDICKE, R.; KASTNER, F.; BORKENSTEIN, A.; BURKART, W.; QUANTE, U. & T. SPRENGLER (Hrsg.) (2021): Atlas der Libellen in Niedersachsen/Bremen. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen, Sonderband.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. - Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • PETERS, G. (2006): Die Edelibellen Europas. -  Neue Brehm-Bücherei Bd. 585; VerlagsKG Wolf, Magdeburg.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.