Größe:
Mit einer Körperlänge von 35 bis 45 mm und einer Flügelspannweite von 55 bis 65 mm eine mittelgroße Moosjungfern.
Männchen:
Gesicht weiß, restlicher Körper überwiegend schwarz gefärbt mit einer zunächst gelben Fleckenzeichnung auf Brust und Hinterleib, die mit zunehmendem Alter vor allem oben auf den Hinterleibssegmenten sich über orange und rot bis hin zu braunrot umfärben. Diese Flecken sind etwas länger als bei der Kleinen Mosaikjungfer. Flügelmal bei ausgefärbten Männchen rot. In vielen Fällen kaum von der Kleinen Moosjungfer zu unterscheiden, dies ist eindeutig oft nur anhand des Kopulationsapparates (Hamulus kräftig und mit stark gekrümmtem Haken) möglich.
Weibchen:
Gesicht weiß, restlicher Körper überwiegend schwarz gefärbt mit einer gelben Fleckenzeichnung auf Brust und Hinterleib. Flügelmal schwarz. In vielen Fällen kaum von der Kleinen Moosjungfer zu unterscheiden, dies ist eindeutig oft nur anhand der Legescheiden (hier ohne Fortsätze) möglich.
Larve/Exuvie:
Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 18 bis 22 mm. Fangmaske korbförmig. Hinterleib verbreitert, unterseits mit auffälligen dunklen Bändern in Längsrichtung. Rückendornen von variabler Größe, meist schwach entwickelt und fehlend auf Segment acht. Seitendornen an den Hinterleibssegment acht und neun in der Regel kurz.
Gesamtverbreitung:
Eurosibirische Art, deren Areal vom Nordwesten Europas bis nach Zentralsibirien und die Mongolei reicht. In Europa bilden Nordfrankreich, die Alpen, das südliche Polen und die nördliche Ukraine die südliche Grenze. In Fennoskandinavien bildet der 70. Breitengrad die nördliche Grenze. In Großbritannien bisher nicht festgestellt.
Deutschland:
In Deutschland eine fast geschlossene Verbreitung in Norddeutschland mit einer Bevorzugung des stärker durch atlantisches Klima geprägten Westens. Außerdem befindet sich ein isoliertes Areal im Alpenvorland. In den anderen Gebieten sehr vereinzelt, oft nur lokal nachgewiesen.
Schleswig-Holstein:
Überwiegend in der Geest (Vorgeest und Niederungen der Hohen Geest) verbreitet, im Östlichen Hügelland zusammenhängende Vorkommen in den Bereichen zwischen Gudow und Ratzeburg sowie zwischen Kiel und Eutin. Darüber hinaus gibt es kleine, isolierte Populationen bei St. Peter Ording und in der Geltinger Birk.
Mäßig häufige Art, die an geeigneten Standorten weiterhin in zum Teil großer Abundanz schlüpft. Sie scheint in den letzten Jahren zugenommen zu haben, dies kann zum einen an der Wiederbesiedlung renaturierter Moore liegen, zum anderen daran, dass die Bestände in früheren Jahren möglicherweise unterschätzt wurden.
Überwinterung (im ersten Jahr): als Larve
Dauer Larvalentwicklung: in der Regel zwei Jahre, ausnahmsweise auch nur ein Jahr
Schlupfzeit in SH: Mitte April bis Ende Mai, später schlüpfende Tiere sind möglicherweise auf eine auf ein Jahr verkürzte Larvalentwicklung einzelner Individuen
zurückzuführen
Flugzeit in SH: Mitte April bis Ende Juli, Hauptflugzeit Anfang Mai bis Mitte Juni, ausnahmsweise auch noch im August
Verhalten:
Die Reifung erfolgt in der näheren oder weiteren Umgebung des Schlupfgewässers auf trockenen Flächen in lichten Wäldern, Heiden oder im Bereich von Binnendünen.
Die geschlechtsreifen Männchen bilden am Gewässerrand feste Reviere, die sie von niedrigen Sitzwarten aus überwachen und bei geringer Männchendichte gegen Rivalen verteidigen. Mit zunehmender Individuendichte wird das Territorialsystem aufgegeben und aktiv nach am Gewässer ankommenden Weibchen gesucht. Während die Männchen relativ ortstreu sind, kehrt ein deutlich geringerer Anteil an Weibchen nach der Reifungsphase zum Schlupfgewässer zurück.
Paarung und Eiablage:
Die Paarung wird am Gewässer eingeleitet. Nach Bildung des Paarungsrad fliegt das Paar zum Ufer und setzt sich dort ab, wechselt aber gegebenenfalls noch den Sitzplatz.
Die Weibchen legen die Eier in der Regel im Flug über mit Torfmoosen bewachsenen Flachwasserzonen. Das Männchen bleibt nicht angekoppelt, bewacht aber seine Partnerin. Die Eiablage kann auch
sitzend auf flutenden Torfmoosen erfolgen.
Imagines:
Besiedeln nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Gewässer. Dies sind bei uns oligo- bis mesotrophe Hoch- und Übergangsmoore mit Schlenken oder aufgelassenen Torfstichen, nicht zu nährstoffreiche Niedermoore, saure und anmoorige Teiche und Weiher sowie nährstoffarme Gewässer auf sandigem Untergrund. Es besteht in Schleswig-Holstein eine deutliche Präferenz von Moorgewässern, Entwicklungen in Abbaugewässer wie andernorts dokumentiert, sind hier nicht bekannt.
Larven:
Halten sich in Pflanzenbeständen, vor allem flutenden Torfmoosenauf. Sie sind empfindlich gegenüber Fischbesatz.
Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: Vorwarnliste
Rote Liste Deutschland 2014: stark gefährdet
Gefährdungsursachen: Degeneration bzw. Zerstörung von Mooren durch Torfabbau, Ent- wässerung, Nährstoffeintrag oder Fischbesatz.
Europäische Union (FFH-Richtlinie): -
Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt
Schutzmaßnahmen: Wiederherstellung von Moorgewässern, Schutz vor Wasserstandsabsenkung, Schaffung von ungedüngten Pufferzonen gegenüber angrenzenden intensiv genutzten
Flächen.
A. Bruens