Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia)

Merkmale

Größe:

Mit einer Länge von 31 bis 36 mm die kleinste der in Schleswig-Holstein vorkommenden Moosjungfern.

Männchen:

Gesicht weiß, restlicher Körper überwiegend schwarz gefärbt, zunächst mit einer gelben Fleckenzeichnung auf Brust und Hinterleib, die mit zunehmendem Alter vor allem oben auf den Hinterleibssegmenten deutlich rötlicher werden und zum Schluss braunrot sind. Dies Flecken sind kürzer als bei der Nordischen Moosjungfern. Flügelmal bei ausgefärbten Männchen schwarz. In vielen Fällen kaum von der Nordischen Moosjungfer zu unterscheiden, dies ist eindeutig oft nur anhand des Kopulationsapparates (Hamulus schmal, leicht gekrümmt und senkrecht nach unten abstehend) möglich.

Weibchen:

Gesicht weiß, restlicher Körper überwiegend schwarz gefärbt mit einer gelben Fleckenzeichnung auf Brust und Hinterleib. Flügelmal schwarz. In vielen Fällen kaum von der Nordischen Moosjungfer zu unterscheiden, dies ist eindeutig oft nur anhand der Legescheiden (hier am Hinterrand mit zwei deutlich dreieckigen Fortsätzen) möglich. In seltenen Fällen treten männchenfarbige Weibchen auf.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie nur 16 bis 19 mm. Fangmaske korbförmig. Hinterleib verbreitert, unterseits mit auffälligen dunklen Bändern in Längsrichtung. Rückendornen von variabler Größe auf den Hinterleibssegmenten vier bis sieben, nicht auf dem Segment acht. Seitendornen an Hinterleibssegment neun in der Regel kurz.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Eurosibirische Art, Belgien, Deutschland und die Schweiz liegen am westlichen Rand des geschlossenen Areals. Nach Norden hin ist ganz Skandinavien besiedelt, nach Osten erstreckt sich die Verbreitung über Polen, das Baltikum, Weißrussland und die nördliche Ukraine bis nach Sibirien.

Deutschland:

In Deutschland die häufigste und am weitesten verbreitete Art der Gattung mit Vorkommensschwerpunkten in den Bereichen des Voralpinen Moor- und Hügellandes, der Alpen, den Mittelgebirgen Thüringens und Sachsens sowie im Nordwestdeutschen Tiefland. In den anderen Gebieten sehr zerstreut, oft nur lokal nachgewiesen.

Schleswig-Holstein:

Überwiegend in der Geest verbreitet, sowohl die Eisrandlagen am westlichen Rand des Östlichen Hügellandes als auch die Moore am Übergang der Geest zur Marsch bilden einen Verbreitungsschwerpunkt. Darüber hinaus auch in den Mooren östlich des Elbe-Lübeck-Kanals zu finden.

Bestand in Schleswig-Holstein

Mäßig häufige Art, die zwar noch an vielen Standort zu finden ist, aber dort in der Regel keine auffällig hohen Abundanzen aufweist. Möglicherweise werden die Bestände jedoch auch unterschätzt, da sie meist zusammen mit der Nordischen Moosjungfer fliegt und dann entweder übersehen oder ihre Individuenzahl nicht richtig eingeschätzt wird.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: zwei bis vier Jahre

Schlupfzeit in SH: Mitte April bis Mitte Juni

Flugzeit in SH: Ende April bis Ende August, Hauptflugzeit Mitte Mai bis Anfang Juli, ausnahmsweise auch noch im September

Verhalten:

Junge Tiere suchen in der ein - bis zweiwöchigen Reifeperiode sonnenexponierten Stellen in Feuchtwäldern auf. Die Tier sitzen dort am Boden, auf niedrigwüchsigen Pflanzen oder senkrecht an hellen Baumstämmen, wie Birken.

Die Männchen bilden am Gewässerrand feste Reviere, die sie bei geringer Männchendichte gegen Rivalen verteidigen. Mit zunehmender Individuendichte nimmt die Agressivität ab. Eine andere Strategie verfolgen sogenannte "Satellitenmännchen", die oft kleiner und schwächer sind. Sie halten sich unauffällig im Randbereich des Revieres auf und versuchen, einfliegende Weibchen zu ergreifen, wenn der Revierinhaber durch Luftkämpfe mit dem Nachbarn oder eine Paarung mit einem anderen Weibchen abgelenkt ist.

Paarung und Eiablage:

Die Weibchen werden im Flug ergriffen, noch in der Luft wird das Paarungsrad gebildet, dann setzt sich das Paar an niedrige Pflanzen oder auf den Boden, bei hoher Individuendichte entfernen sich die Partner zeitweise auch weiter vom Gewässer.

Die Eiablage erfolgt in der Regel im Flug über mit Torfmoosen bewachsenen, sonnenexponierten Flachwasserzonen unter Bewachung durch den Partner, seltener auch allein.

Lebensräume

Imagines:

Besiedeln nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Gewässer in Mooren und Heiden. Voraus- setzung ist das Vorhandensein von Torfmoosen, daher ist das Vorkommen oft auf die sauren Kolke, Schlenken oder Torfstiche im Zentrum von Hochmooren beschränkt.

Larven:

Halten sich in Torfmoosbeständen auf. Sie tolerieren weden ein vollständiges Austrocknen noch ein komplettes Durchfrieren der Entwicklungsgewässer.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: stark gefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: gefährdet

Gefährdungsursachen: Degeneration bzw. Zerstörung von Mooren durch Torfabbau, Ent- wässerung, Nährstoffeintrag oder Fischbesatz

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Wiederherstellung von Moorgewässern, Schutz vor Wasserstandsabsenkung, Schaffung von ungedüngten Pufferzonen gegenüber angrenzenden intensiv genutzten Flächen

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

A. Bruens