Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum)

Merkmale

Größe:

Mit einer Länge von 35 bis 44 mm eine große Heidelibelle.

Männchen:

Schwarze Linie zwischen Stirn und Scheitel zieht sich nicht weiter am Auge hinunter (Merkmal nicht immer eindeutig, Verwechselung mit der Gemeinen Heidelibelle ist möglich). Beine schwarz mit gelbem Längsstreifen. Augen, Brust braun mit zwei ausgedehnten hellen Streifen auf der Seite, die mit zunehmendem Alter nachdunkeln und bei sehr alten Tieren nur noch in Form einer schmalen hellen Sichel erkennbar sein können. Hinterleib rot gefärbt und nicht verdickt. Junge Männchen sind zunächst gelb-braun gefärbt.

Weibchen:

Schwarze Linie zwischen Stirn und Scheitel zieht sich nicht weiter am Auge hinunter (Merkmal nicht immer eindeutig, Verwechslung mit der Gemeinen Heidelibelle ist möglich). Beine schwarz mit gelbem Längsstreifen. Augen, Brust braun mit zwei ausgedehnten hellen Streifen auf der Seite, die mit zunehmendem Alter nachdunkeln und bei sehr alten Tieren nur noch in Form einer schmalen hellen Sichel erkennbar sein können. Hinterleib gelb, später braun, seitlich mit einem schwarzen Längsstrich auf jedem Segment. Legescheide leicht schräg abstehend.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie nur 14 bis 18 mm. Fangmaske korbförmig, Hinterleib verbreitert. Rückendornen schwach entwickelt. Seitendornen an den Hinterleibssegment acht und neun lang. Hinterrand der Bauchplatten der Segmente sieben und acht mit einer Reihe kleiner Borsten. Eine Verwechselung mit der Südlichen Heidelibelle ist möglich.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Von Westeuropa und dem Maghreb über Asien bis zur Halbinsel Sachalin und die japanischen Inseln Hokkaido und Honshu. Fehlt weitgehend im Norden von Russland, in Nord-Kasachstan und in der Mongolei. In Europa endet das geschlossene Verbreitungsgebiet im Süden von Norwegen und an der nördlichen Ostseeküste, auch in Russland nur im Süden zu finden. Entlang der nördlichen Atlantikküste und auf einigen Inseln kommen zwei Varianten vor, bei denen noch unklar ist, ob es sich um eigene Arten, Unterarten oder nur um farbliche Abweichungen handelt.

Deutschland:

In Deutschland allgemein verbreitet und zählt fast überall zu den häufigen Libellen. Fehlt lediglich in den höheren Berglagen und ist auch im Nordosten seltener.

Schleswig-Holstein:

Weit verbreitet, vor allem im östlichen Hügelland und in der Geest, seltener in der Marsch, dort fehlen teilweise geeignete Gewässer.

Bestand in Schleswig-Holstein

Mäßig häufige Art mit sowohl langfristig als auch kurzfristig positiver Bestandsentwicklung. Vor 1960 wurde die Art fast nur für die südlichen Landesteile dokumentiert. Die erste offensichtlich bodenständige und über einen längeren Zeitraum stabile größere Population wurde Ende der 1980er Jahre von der Kreidegrube Saturn bei Lägerdorf beschrieben. Eine deutliche Zunahme erfolgte aber erst ab dem Jahr 2000. Diese deutliche Arealerweiterung ist sicherlich im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu sehen.

Biologie

Überwinterung: als Ei oder Larve

Dauer Larvalentwicklung: bei Überwinterung als Ei ein bis drei Monate, andernfalls ein Jahr

Schlupfzeit in SH: Anfang Juni bis Mitte September

Flugzeit in SH: Anfang Juni bis Ende Oktober, bei entsprechender Witterung noch im November

Verhalten:

Während der Reifungsphase, die je nach Witterung sehr lange dauern kann, halten sich die Tiere im Bereich verschiedenster Biotope wie Felder, Wiesen, Brachen, Gärten, Parks sowie in und an Gehölzen, auf.

Die paarungsbereiten Männchen erwarten die Weibchen am Gewässer. Sie nehmen dort Sitzwarten ein und verteidigen einen engen Raum um diesen Sitzplatz gegenüber anderen Männchen, besetzten aber keine großen Territorien.

Die Art kann sowohl passiv (durch Ausrichtung des Körpers nach dem Sonnenstand oder durch Aufsuchen sonnenerwärmter Ruheplätze wie Steine oder auch Leitplanken an Straßen) als auch aktiv (durch Flügelzittern) die Körpertemperatur erhöhen, so dass sie auch bei niedrigen Umgebungstemperaturen (unter 13 Grad) fliegen kann. Im Herbst findet man sie sogar noch nach Nächten mit leichtem Frost.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung wird im Flug eingeleitet. Dann fliegt das Tandem über der Wasseroberfläche, danach wird das Paarungsrad gebildet und das Paar setzt sich ab. Die Paarung kann bis zu 20 Minuten dauern.

Die Eiablage erfolgt meist zunächst im Tandem, später auch allein unter zeitweiser Bewachung durch das Männchen an oft uferfernen Stellen ohne Wasserpflanzen oder mit einem lockeren Bewuchs mit niedrigwüchsiger Vegetation oder Algenwatten, auch über feuchtem Schlamm, aber nie über trockenem Boden. Häufig schließen sich eierlegende Paare zu kleinen Gruppen zusammen.

Lebensräume

Imagines:

Besiedeln eine Vielzahl von Gewässertypen, vor allem stehende Gewässer wie Tümpel, Kleingewässer und Weiher. Diese sind sonnenexponiert, weisen eine flache Uferzone mit einem höchstens lockeren Pflanzenbewuchs auf. Auch an naturnah strukturierten technischen Gewässern wie Rückhaltebecken und in Abbaugruben mit Gewässern zu finden, inzwischen auch zunehmend in Mooren.

Larven:

In besonnten Flachwasserzonen an feinblättrigen Pflanzen oder innerhalb schwimmender Algenwatten, bevorzugt nahe der Wasseroberfläche. Sie tolerieren auch Brackwasser und überdauern ein kurzzeitiges Trockenfallen der Entwicklungsgewässer, wenn sie sich im feuchten Schlamm eingraben können. 

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: keine erkennbar

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Nicht erforderlich, die Art profitiert von Gewässerneuanlagen und Gewässerrenaturierungen jeglicher Art

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • BUCK, K. (1990): Nachweis von Sympetrum pedemontanum (Allioni, 1766) und Sympetrum striolatum (Charpentier, 1840) in einer Kreidegrube bei Itzehoe (Anisoptera: Libellulidae). – Libellula 9(3/4): 75-92.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

A. Bruens