Größe:
Zierliche Kleinlibelle mit einer Gesamtlänge von 31 bis 33 mm.
Männchen:
überwiegend hellblau mit grünlicher Färbung an den Seiten des Körpers. Auf dem Kopf befindet sich zwischen den Hinteraugenflecken ein schmaler blauer Querstrich. Der Hinterleib hat ein schwarzes Muster, das auf dem zweiten Segement sehr variabel sein kann und an einen stumpfen Speer oder an einen Pilz erinnert. Die strichförmige Verbindung zur Segmentgrenze und die etwas höher angeordneten Seitenstriche können fehlen. Die schwarze Zeichnung auf dem dritten Segment ist in der Mitte langgezogen und die schwarze Färbung auf den Segmenten drei bis fünf nimmt nicht mehr als die Hälfte der Segmentlänge ein.
Weibchen:
Die Weibchen sind grün gefärbt. Die Zeichnung ist, von oben gesehen, vom zweiten bis zum zehnten Hinterleibssegment durchgehend schwarz. Auf den Segmenten zwei bis vier ist die Schwarzfärbung etwas schmaler, dadurch ist die grüne Farbe, von oben gesehen, seitlich deutlich sichtbar. Ein eindeutiges Merkmal bei Weibchen dieser Gattung ist der Hinterrand des Halsschildes. Dieser ist bei der Speer-Azurjungfer schwach gewinkelt und weist die Form eines weit geöffneten V auf.
Larve/Exuvie:
Länge der letzten Larvenstadien/Exuvien 20 bis 23 mm. Eine Unterscheidung zwischen den verschiedenen Arten dieser Gattung ist schwierig. Das Prämentum der Fangmaske ist relativ schlank. Die am Ende abgerundeten Schwanzanhängen sind nicht gestreift, es findet sich lediglich schwaches Band auf Höhe der Einschnürung in der Mitte. Der distale Rand ist auffällig verdickt.
Gesamtverbreitung:
Nordische Art, deren Verbreitungsgebiet sich von den Beneluxstaaten im Westen über die Alpen im Süden bis nach Ostsibirien erstreckt. Darüber hinaus finden sich isolierte Vorkommen in Schottland, dem französischen Zentralmassiv, in den Ostpyrenäen und einigen Gebirgen des Balkans. In Südeuropa gibt es keine Nachweise.
Deutschland:
Es liegen Fundmeldungen aus allen Bundesländern vor, Verbreitungsschwerpunkte sind jedoch das Norddeutsche Tiefland, das Östliche Mittelgebirge, die Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft sowie das Alpenvorland.
Schleswig-Holstein:
Die Fundorte befinden sich sowohl in der Geest als auch im Hügelland, vor allem in den nördlichen Landesteilen in einem breiten Streifen zwischen der dänischen Grenze und dem Nord-Ostsee-Kanal. Schwerpunkte mit individuenreichen Vorkommen liegen sowohl in der Oberen Treene-Niederung als auch in den Mooren in der Umgebung von Rendsburg.
Eine landesweit seltene Art mit aktuell negativem Bestandstrend. Die Zahl der Fundorte ist rückläufig, die Zahl der Populationen mit größeren Individuenzahlen ist gering und weitgehend auf den Norden Schleswig-Holsteins beschränkt. Die Vorkommen in den südlichen Landesteilen sind dagegen vielfach individuenarm oder in den letzten Jahren erloschen.
Überwinterung: als Larve
Dauer Larvalentwicklung: ein Jahr
Schlupfzeit in SH: Mitte Mai bis Ende Juni
Flugzeit in SH: Mitte Mai bis Anfang August, Hauptflugzeit im Juni und Juli
Verhalten:
Die Reifungsphase verbringen die Tiere meist in Gewässernähe an wärmen und geschützten Stellen wie Lichtungen, Gehölzrändern, Schneisen und ähnlichem, ein Teil der Tiere wandert in dieser Zeit ab.
Die geschlechtsreifen Männchen setzen sich in Wassernähe auf niedrigwüchsigen Pflanzen. Von diesen Sitzwarten aus starten sie kleine Patrouillienflüge oder fliegen bei der Suche nach Weibchen über längere Strecken zwischen den Halmen hindurch, wobei entgegenkommenden Männchen einander ausweichen.
Paarung und Eiablage:
Die Paarung findet sowohl in der Uferzone als auch in den angrenzenden Landbereichen statt und dauert selten länger als 30 Minuten.
Die Eiablage wird in der Regel im Tandem durchgeführt, wobei beide Partner bis unter die Wasseroberfläche gehen können. Die Weibchen legen ihre Eier in vertikal wachsende Pflanzen, vor allem in untergetauchte Teile von Wasserpflanzen, in Mooren auch in Torfmoose. Weiterhin wird abgestorbene Vegetation zur Eiablage genutzt.
Imagines:
Besiedelt werden zum einen Gewässer in Hoch- und Übergangsmooren wie z.B. Torfstiche, zum anderen nährstoffarme Kleingewässer mit Flachwasserzone. Die Habitate sind durch eine lockere Ufervegetation aus Seggen und Binsen gekennzeichnet.
Larven:
Halten sich in den Flachwasserzonen der Entwicklungsgewässer zwischen den Wasserpflanzenbeständen auf.
Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: stark gefährdet
Rote Liste Deutschland 2014: stark gefährdet
Gefährdungsursachen: Verlust von Pufferzonen und Bewirtschaftungswechsel (Maisanbau statt Grünland), in der Folge kommt es zu verstärkten Nährstoffeinträgen (dadurch beschleunigte Sukzession), außerdem das Fehlen von Pflegemaßnahmen, Fischbesatz sowie Grundwasserabsenkung
Europäische Union (FFH-Richtlinie): -
Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt
Schutzmaßnahmen: Einrichtung von Pufferzonen zu angrenzenden landwirtschaftlichen Nutzflächen, Anstau von Moorflächen, Wiederherstellung früherer und Sanierung potenzieller Habitate (z.B. besonnte Flachwasserzonen durch Fällung von Gehölzen, Entfernung von Fischbeständen)
Text: A. Bruens