Männchen der Kleinen Pechlibelle, Glasmoor SH, Foto: Angela Bruens

Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio)

Merkmale

Größe:

Mit knapp 3 cm Körperlänge eine der kleinsten heimischen Libellen.

Männchen:

Sehr kurzes, zweifarbiges schwarz-weißes Flügelmal. Kopf, Brust und Hinterleib sind, von oben gesehen, überwiegend schwarz, nur das letzte Drittel des 8. Hinterleibssegments und das 9. Hinterleibssegment leuchtet blau. Bei uns eigentlich nur mit der Großen Pechlibelle zu verwechseln, bei der jedoch lediglich das 8. Hinterleibssegment blau gefärbt ist.

Weibchen:

Zweifarbiges schwarzes Flügelmal wie bei den Männchen. Die Weibchen sind in den ersten Tagen nach dem Schlupf orange, später grün oder (seltener) blau gefärbt.

Larve/Exuvie:

Länge der größeren Larvenstadien 15 bis 19 mm. Schwanzanhänge am Ende zugespitzt und nicht gebändert. Längenunterschied zwischen der Dornenreihe auf der Oberkante der Schwanzanhänge und der auf der Unterseite ist variabel. Generell sind die Larve/Exuvien der Schlanklibellen schwer voneinander zu unterscheiden, Verwechslungsgefahr besteht bei dieser Art insbesondere mit der Großen Pechlibelle, der Gemeinen Becherjungfer, der Hufeisen- und der Fledermaus-Azurjungfer.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Von den Azoren und Madeira im Westen bis in die Mongolei im Osten. In Europa weit verbreitet, fehlt nur auf Korsika, Sardinien, in weiten Teilen Griechenlands und Skandinavien. Auf den Britischen Inseln im Süden Englands und in Irland nachgewiesen.

Deutschland:

In allen Bundesländern nachgewiesen, aber nur sehr zerstreut verbreitet.

Schleswig-Holstein:

Vor allem im Bereich der Geest und des Östlichen Hügellands, dort vereinzelt und mit einer geringen Anzahl an Fundpunkten. Außerdem in Dünengewässern der Nordfriesischen Inseln.

Bestand in Schleswig-Holstein

Eine in Schleswig-Holstein mäßig häufige Art, die in den letzten Jahren von den zahlreichen Gewässerneuanlagen profitiert hat, wie sie z.B. von der Stiftung Naturschutz im Rahmen von Amphibienschutzmaßnahmen erfolgt sind.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein Jahr, ev. Entwicklung eine zweite Generation im Sommer

Schlupfzeit in SH: Anfang Mai bis Ende August

Flugzeit in SH: Anfang Mai bis Ende September, zweigipfelige Hauptflugzeit: Mai/Juni und Juli/August

Verhalten:

Ein Teil der frisch geschlüpften Tier hält sich in der Nähe des Entwicklungsgewässer auf, andere wandern ab. Die Reifungszeit dauert maximal zwei Wochen. Unreife Weibchen sind durch ihre orange Färbung vor Kopulationsversuchen geschützt.

Geschlechtsreife Männchen nutzen aus dem Wasser ragende Pflanzenteile, den Boden oder Algenwatten als Sitzwarten und verteidigen diese gegen andere Männchen. Ankommende Weibchen werden sofort attackiert.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung kann bis zu sechs Stunden dauernd findet meist nachmittags statt. 

Danach fliegen die Weibchen auf der Suche nach Eiablageplätzen innerhalb der Vegetation dicht über dem Wasser. Sie legen die Eier ohne Begleitung des Männchens vor allem in aufrecht stehende Stängel und Halme, gelegentlich auch in Wurzelballen oder ins Wasser hängende Teile von Uferpflanzen bzw. in schwimmende Halme oder Blätter.

Lebensräume

Imagines:

Typische Pionierart neu angelegter Tümpel und Teiche, in der Regel flache, sonnenexponierte Kleingewässer mit wenig Bewuchs (z. B. aus niedrigwüchsigen Binsen), kann aber auch an vegetationsreicheren Gewässern vorkommen.

Larven:

In vegetationsarmen Gewässern am Gewässergrund, in Algenwatten oder an ins Wasser hängenden Uferpflanzen, bei Vorhandensein auch zwischen den Wasserpflanzen. Kann sich auch in Brackwasser entwickeln.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: Vorwarnliste

Rote Liste Deutschland 2014: Vorwarnliste

Gefährdungsursachen: Nährstoffeintrag in die Fortpflanzungsgewässer, Zunahme der Gewässervegetation und der Beschattung, Austrockung der Entwicklungsgewässer aufgrund von Klimawandel

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Neuanlage von Gewässern auf nährstoffarmen Flächen, Erhalt früher Sukzessionsstadien durch Beweidung oder entsprechende Pflege

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • LANGE, L. (2003): Die Kleine Pechlibelle Ischnura pumilio (Charpentier, 1825) und die Speer-Azurjungfer Coenagrion hastulatum (Charpentier, 1825) – zwei für die Marschen des Kreises Steinburg seltene Libellenarten. – Bombus 3 (55-57): 217 - 218.
  • RIVERA, A. C. & J. A. A. ABAD (1999): Lifetime mating success, survivorship and synchronized reproduction in the damselfly Ischnura pumilio (Odonata: Coenagrionidae). – International Journal of Odonatology 2 (1): 105 - 114.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)  
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.  
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.