Männchen des Großen Granatauges, RRB Schnelsener Moor, Foto: Angela Bruens

Großes Granatauge (Erythromma najas)

Merkmale

Größe:

Kräftige Kleinlibelle mit einer Länge von 30 bis 36 mm.

Männchen:

Hauptkennzeichen der Gattung sind die leuchtend roten Augen und die blauen Brustseiten. Die letzten beiden Hinterleibssegmente sind ebenfalls blau. Im Gegensatz zum Kleinen Granatauge sind bei dieser Art die Seiten des zweiten und des achten Hinterleibssegmentes schwarz und auf dem zehnten Hinterleibssegment ist oben keine x-förmige schwarze Zeichnung zu finden.

Weibchen:

Die Weibchen haben braune Augen, die auch ins rötliche gehen können. Der Körper ist von oben gesehen schwarz, die Brutsseiten und die Unterseite des Adomens sind grünlich. Von den ähnlichen Weibchen des Kleinen Granatauges unterscheiden sie sich farblich nur durch den durchgehenden hellen Schulterstreifen, der sich aber mit zunehmendem Alter verdüstert und daher als Bestimmungsmerkmal ungeeignet ist. Eindeutig sind die Weibchen der beiden Arten nur anhand der Form des Prothorax-Hinterrandes zu trennen.

Larve/Exuvie:

Relativ groß, Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 25 bis 31 mm. Schwanzanhänge abgerundet, mit je drei dunkleren Bändern. Sternit zwei mit einer Reihe Borsten, auch Poststernum mit Borsten, Antenne sechsgliedrig.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Eurosibirische Art, die in Mittel- und Nordeuropa weit verbreitet ist, deren aktuelles Verbreitungszentrum jedoch in Osteuropa liegt. Nach Norden dringt sie bis zum Polarkreis vor, in Südeuropa liegt die Verbreitungsgrenze an den Pyrenäen, in Norditalien und Nordgriechenland. Auf den Britischen Inseln wird nur Südengland besiedelt.

Deutschland:

Der Verbreitungsschwerpunkt in Deutschland liegt in der Norddeutschen Tiefebene und im Alpenvorland sowie in den Stromtäleren großer Flüsse. Der Mittelgebirgsraum ist deutlich lückiger besiedelt, Höhenlagen von über 750 m werden weitgehend gemieden.

Schleswig-Holstein:

Bei uns im Land flächendeckend verbreitet, wobei die meisten Fundorte im Östlichen Hügelland (mit Ausnahme des Landesteils Angeln) und in den westlichen Geestrandmooren festzustellen sind. Dies ist wahrscheinlich auf die Zahl und Qualität der Gewässser in den jeweiligen Naturräumen zurückzuführen.

Bestand in Schleswig-Holstein

Eine in Schleswig-Holstein häufige Art, die regelmäßig auch in größeren Populationen auftritt. Sie wird auch in allen historischen Quellen als häufig und verbreitet beschrieben. Insgesamt ist der Bestand unverändert stabil, es sind weder deutliche Zu- noch Abnahmetendenzen zu erkennen.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein Jahr

Schlupfzeit in SH: Anfang Mai bis Anfang Juli

Flugzeit in SH: Anfang Mai bis Ende August, ausnahmsweise noch im September zu beobachten

Verhalten:

Die Jungtiere suchen in der Reifungsphase gewässernahe Wiesen, Brachen, Gehölze oder Feuchtwälder auf.

Die ausgefärbten Männchen sitzen auf den Schwimmblättern, vertreiben alle Rivalen in einem Umkreis von 3 bis 6 m und erwarten die Weibchen. Werden sie dort gestört, fliegen sie meist nur kurz auf und setzten sich nach kurzem Flug knapp über der Wasseroberfläche wieder ab. Da die Schwimmblattzone oft weiter vom Ufer entfernt ist, kann die Art leicht übersehen werden. Zur Unterscheidung vom Kleinen Granatauge ist neben der Zeichnung, die allerdings oft nur mit dem Fernglas erkennbar ist, der gradlinigere, ruhigere Flug und in sitzender Position das parallel zum Substrat gestreckte Abdomen zu nennen.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung erfolgt über der Schwimmblattzone oder am Ufer und dauert bis zu 20 Minuten.

Bei der anschließenden Eiablage in Schwimm- oder Tauchblattpflanzen (besonders gern in die Blütenstiele der Teichrose) bleiben die Männchen angekoppelt. Die Eier werden unter der Wasseroberfläche abgelegt, in vielen Fällen taucht das Paar dabei komplett unter. Gelegentlich löst sich das Männchen, sobald das Weibchen unter Wasser geht und koppelt erst wieder an, wenn das Weibchen wieder auftaucht. Es wurden Eiablagen in bis zu 80 cm Wassertiefe mit einer Verweildauer des Weibchens von maximal 70 Minuten unter Wasser registriert.

Lebensräume

Imagines:

Stehende oder langsam fließende Gewässer verschiedenster Größe mit ausgedehnter, sonnenexponierter Schwimmblattvegetation, vor allem Teichrose, aber auch Wasserknöterich, Froschbiss und verschiedene Laichkräuter. Optimal sind Seen mit gut ausgebildeter Zonierung, aber auch technische Gewässer werden besiedelt, sobald schwimmender Wasserpflanzen vorhanden sind. Die erfolgreiche Fortpflanzung in Brackwasser wurde bei uns bisher noch nicht festgestellt.

Larven:

halten sich zwischen den untergetauchten Pflanzenteilen der Schwimm- und Tauchblattzone, zeitweise auch im Uferröhricht und zwischen halbverfaulten Vegetationsresten am Gewässergrund auf.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: Verlust/Zerstörung der Schwimmblattvegetation durch Unterhaltung oder Besatz mit Graskarpfen

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Neuanlage von Gewässern mit Entwicklung einer Schwimmblattzone, Extensive Unterhaltung mit Erhalt eines Teils der Schwimmblattpflanzen.

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Ed.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.