Gemeine Bechjungfer (Enallagma cythigerum)

Merkmale

Größe:

Zierliche Kleinlibelle mit einer Länge von 29 bis 36 mm.

Männchen:

Färbung leuchtend blau mit wenig ausgedehnter Schwarzfärbung auf dem dritten bis fünften Hinterleibssegment. Auf den unteren Brustseiten haben die Tiere nur einen schmalen schwarzen Streifen. Dadurch ist die Gattung der Becherjungfern von den Azurjungfern (Gattung Coenagrion) zu unterscheiden, die zwei dünne dunkle Striche aufweisen. Das schwarze Muster oben auf dem zweiten Hinterleibssegment erinnert in seiner typischen Form einem pokalförmigen Becher.

Weibchen:

Die Weibchen weisen eine blaue, eine grüne und eine bräunlich-rote Färbungsvariante auf. Die schwarze Zeichnung auf den Hinterleibssegmenten ist torpedoförmig. Für die untere Brustseitenzeichnung gilt das Gleiche wie bei den Männchen.

Larve/Exuvie:

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 20 bis 25 mm. Ziemlich klein mit am Ende abgerundeten Schwanzanhängen, diese weisen maximal drei dunkle, schmale Bänder auf. Von den andern Larven der Familie sicher nur durch weitere, erst bei starker Vergrößerung sichtbare Merkmale zu unterscheiden.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Besiedelt in Europa ein ausgedehntes Areal, fehlt nur in Süd- und Ostspanien, in weiten Teilen Griechenlands und auf vielen Mittelmeerinseln.

Deutschland:

Flächendeckend und in allen Höhenlagen verbreitet. Sie zählt in allen Bundesländern zu den häufigsten Arten. Nachweislücken sind entweder auf Erfassungsdefizite oder das Fehlen geeigneter Gewässer zurückzuführen.

Schleswig-Holstein:

Im Bereich der Geest und des größtes Teils des Hügellandes dürfte die Art fast überall verbreitet sein, auch auf den Nord- und Ostseeinseln ist sie aktuell zu finden. In der Marsch und in Angeln ist eine deutlich geringere Fundpunktdichte festzustellen.

Bestand in Schleswig-Holstein

Eine in Schleswig-Holstein sehr häufige Art, bei der sich in Mooren teilweise sehr große Populationen von bis zu 1000 Tieren pro Gewässer ausbilden. Sie wird auch in allen historischen Quellen als häufig und weit verbreitet beschrieben, insgesamt ist der Bestand damit als unverändert stabil zu bewerten.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein Jahr

Schlupfzeit in SH: Ende April bis Ende Juli

Flugzeit in SH: Ende April bis Ende September, Hauptflugzeit im Juni, Juli und August.

Verhalten:

Die frisch geschlüpften Tiere halten sich bis zu vier Wochen an geschützten, sonnenexponierten Stellen wie extensiven Wiesen, Brachen, Lichtungen und Gehölzrändern in Gewässernähe oder weiter davon entfernt auf.

Die reifen Männchen sitzen am Gewässerrand oder im Flachwasser an senkrecht stehenden Stängeln oder Halmen, halten den Hinterleib fast horizontal und erwarten die Weibchen. Dabei kann es zu Dichten von bis zu 100 Indiv./100 m Uferlinie kommen. Die Weibchen suchen die Gewässer nur zur Fortpflanzung auf und werden oft schon vor dem Erreichen des Ufers von den Männchen ergriffen.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung erfolgt in der Regel in der Ufervegetation, kopulierende Paare findet man aber auch in Landhabitaten, hunderte von Metern entfernt vom Fortpflanzungsgewässer. Nach der Kopulation fliegen die Paar auf die Wasserfläche hinaus und sucht zur Eiablage nach Pflanzen, die mindestens etwas aus dem Wasser herausragen. 

Die Eier werden in schwimmende Pflanzenteile gelegt, dabei bleiben die Männchen angekoppelt. Geht das Weibchen bei der Eiablage unter Wasser, so löst sich das Männchen und fliegt fort. Die Weibchen drehen sich daraufhin um und steigen kopfüber ins Wasser. Sie können bis zu 90 Minuten unter Wasser bleiben.

Lebensräume

Imagines:

An stehenden Gewässern aller Art, auch an langsam fließenden Gewässer mit strömungsberuhigten Buchten. Optimal sind Kleingewässer (auch Dünengewässer), Seen mit Verlandungszone, Abbaugewässer, Torfstiche und großflächige Moorregenerationsgewässer. Für die Eiablage ist das Vorhandensein größerer freier Wasserflächen, untergetauchter aber bis an die Oberfläche ragender Wasserpflanzen und mindestens lückiger Röhrichte oder ein Binsensaum erforderlich. Die Fortpflanzung im Brackwasser wurde nachgewiesen.

Larven:

Auf dem Gewässerboden oder zwischen Wasserpflanzen, in Fließgewässern in strömungsbe- ruhigten Bereichen im Schutz dichter Pflanzenbestände.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: keine erkennbar

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: abschnittsweise Unterhaltung von Gewässer unter Schonung der Wasser- pflanzenbestände. Erhalt teilweise gehölzfreier, besonnter Gewässerabschnitte mit Wasserpflanzen und Binsen oder Röhrichten

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuijes von Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & SCHRÖTER, A. (Ed.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)  
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.  
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.