Liebe Libellenfreunde,
aktuell zeigt sich der Sommer eher von einer durchwachsenen Seite, trotzdem konnten im Land einige besondere Arten (wieder) beobachtet werden. Auf einer Libellen-Exkursion von Teilen des SH-Libellenatlas-Teams (A. Bruens, M. Haacks, C. Winkler und A. Drews) am 15.07.2017 suchten wir mehrere Orte im Kreis Herzogtum Lauenburg auf:
Grundlosen Kolk bei Mölln: neben Exuvien der Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea), der Braunen Mosaikjungfer (A. grandis), der Blaugrünen Mosaikjungfer (A. cyanea) und der kleinen Moosjungfer (Leucorrhinia dubia) wurde auch ein kleiner Bestand der Zarten Rubinjungfer (Ceriagrion tenellum) wieder entdeckt. Erstaunlicherweise entstammte exakt von diesem Standort auch der letzte gesicherte Nachweis des Landes aus dem Jahre 1946! Nach einem weiteren aktuellen Fund der Art im Forst Lankau ist von einer geglückten Neuansiedlung auszugehen. Der Grundlose Kolk wurde in der Vergangenheit mehrfach zur Flugzeit der Art besucht, ohne sie nachweisen zu können.
Wiedervernässtes Rosengartener Moor: zahlreiche Exuvien der Hochmoor- und der Torf-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica, A. juncea). Auch diese beiden Arten sind in den Vorjahren dort nicht beobachtet worden. Für den Kreis Herzogtum Lauenburg ist dies auch für die Hochmoor-Mosaikjungfer der erste Exuvien-Nachweis seit 1946! Geglückt ist dies sicherlich nur durch das andauernde Bemühen des WWF und der Kollegen des Kreises RZ!
Mit weiteren Exkursionen habe ich versucht, das Verbreitungsbild der Hochmoor-Mosaikjungfer in Schleswig-Holstein abzurunden:
Wittmoor bei Henstedt-Ulzburg (SE) 20.07.2017: zahlreiche Exuvien der Hochmoor-Mosaikjngfer (Aeshna subarctica), wenige der Torf-Mosaikjungfer (A. juncea) in den zentralen Vernässungsflächen der Stiftung Naturschutz. Erstnachweis von A. subarctica aus diesem Moor. Nicht ganz „passend“ dazu war die Feuerlibelle (Crocothemis erythrea) sehr zahlreich!
Kaltenhofener Moor (RD) 29.07.2017: nach den intensiven Vernässungsmaßnahmen des Stiftung Naturschutz haben wir dort seit einigen Jahren wieder ein kleine Population der Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica). Es fanden sich 1 Exuvie A. subarctica, 2 Exuvien A. juncea, 2 Exuvien A. cyanea in dem gleichen Torfstich. Dieses Moor beherbergte vor über 40 Jahren einen fast unglaublich großen Bestand der Hochmoor-Mosaikjungfer (siehe Dissertation von Eb. Schmidt aus dem Jahr 1964). Über einem Waldsumpf flog ein Männchen der Gefleckten Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata).
Nienwohlder Moor (OD) 30.07.2017: trotz intensivster Nachsuche im gesamten Südwesten des Gebietes keine Hochmoor- oder Torfmosaikjungfern, weder Exuvien noch fliegende Tiere. Die Gewässer wirkten optimal (jedoch vergleichsweise flach), u.U. suggerierten die aktuellen starken Regenfälle ein Optimum. Passend dazu zogen an zwei Stellen Gefleckte Smaragdlibellen (S. flavomaculata) ihre Kreise. Vielleicht sind die Vernässungsflächen tendenziell zu flach/ zu eutroph….
Moor beim Scharfenhörn; Christinenthal (RD) 02.08.2017 zusammen mit C. Winkler: Zahlreiche Exuvien der Hochmoor- und der Torf-Mosaikjungfer Aeshna subarctica (6,6) und Aeshna juncea (1,1) auch dort „passend“ Feuerlibelle (Crocothemis erythrea)
Moorvernässung Großes Moor bei Dätgen (RD) 04.08.2017: Zahlreiche Exuvien der Hochmoor-Mosaikjungfer, der Torf-Mosaikjungfer und der Großen Königslibelle (Aeshna subarctica (33,23), Aeshna juncea (2,1) und Anax imperator (1,0)) auf 50 m Uferlänge. Dies ist der erste Reproduktionsnachweis der Hochmoor-Mosaikjungfer aus diesem Moor! Im Hinblick auf die Vielzahl der „flutenden Torfmoosvernässungs-Gewässer" dürfte sich ein sehr großer Bestand der Art im Moor aufgebaut haben. Insgesamt flogen auf Heideflächen am Westrand (altes Torfwerk) mehr als 6 Imagos . Am 13.08. habe ich auf der gleichen Strecke noch weitere 47 Exuvien abgesammelt (26/21), jedoch keine Exuvien an anderen Torfstichen gefunden. Vielleicht braucht die Art doch einen längeren, stabilen Vorlauf der Biotope?
Tarbeker Moor, Torfstiche am Ostrand (SE) 06.08.2017: Zahlreiche Exuvien der Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica (12,17)) und eine des des Vierflecks (Libellula quadrimaculata (1,0)). Keine weiteren Aeshniden-Exuvien am Gewässer! Es flogen jedoch die Braune Mosaikjungfer (A. grandis) und die Große Königslibelle (A. imperator) revieranzeigend. Im Umfeld an der zweitöstlichen Querverdämmung des vernässten Moores 38 frisch geschlüpfte Winterlibellen (S. fusca). Einzeltiere in weiteren Bereichen des Moores.
Weitere Beobachtungen:
Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus):
Seit 2015 ein größerer Bestand an einem Kleingewässer der Preetzer Postseefeldmark (PLÖ), (F. Anders-Gehrke).
Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca):
02.08. 1 Tier in Trockenheideflächen bei Fachklinik im Aukrug (RD), (C. Winkler)
02.08. 1 Weibchen in der Ortslage Wedel, Garten (PI), (K. Fritz)
Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata):
Nur wenige Funde der Art in diesem Jahr
06.07. Waldhusener Moorsee (HL), (K. Hartwig).
28.07. Kaltenhofer Moor (RD), siehe oben
30.07. Nienwohlder Moor (SE), siehe oben
Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio):
Häufiger in Moor-Renaturierungen
31.05. Glasmoor, Norderstedt, Stiftungsweiden (SE), zahlreich.
05.06. Satrupholmer Moor, Moorvernässung, zahlreich (M. Koch).
07.07. Kronshagen, Weideflächen (D. Bettin).
18.07. Trenthorst, Stiftungsweiden, Kleingewässer, zahlreich.
09.08. Offenbütteler Moor-Nord, Moorvernässung, zahlreich.
Ansonsten wird (mit hoffentlich noch etwas Sonne!) vielleicht auch in Schleswig-Holstein noch einiges möglich werden…
Viele Grüße und einen schönen Hochsommer
Arne Drews