Liebe Libellenfreunde,
nachdem wir einen (im Vergleich zu Süddeutschland) ruhigen und warmen Juni hatten , ist die letzte Woche doch eher durchwachsen und schlecht.
Trotzdem sind einige bemerkenswerte Funde eingegangen:
- Östliche Moosjungfer (Exuvie), 18.06.2016 Hechtmoor, SL, J. von Tschirnhaus/LEGUAN, im Rahmen des landesweiten Monitoring von L. pectoralis. Exuvie von O. Brauner und R. Mauersberger bestätigt. Der Fund liegt >140 km Luftlinie von dem nächsten bekannten bodenständigen Vorkommen in Zarrentin (MV) entfernt. Dies ist der nördlichste Fund der Art in Deutschland! Nun drängt sich natürlich gleich die Frage auf, wieviele Ansiedlungen/Versuche der Art sind uns in Schleswig-Holstein im Zwischenraum durch die Lappen gegangen? Exuvienaufsammlungen lohnen sich eben doch….
- 2,0 Gefleckte Heidelibelle (S. flaveolum), 26.06.2016, schlüpfend, Sumpf am Dachswald, Preetz, PLÖ. Leicht zu übersehen, da zeitgleich > 1.000 S. sanguineum, S. danae und S.vulgatum (u.U. auch S. striolatum) schlüpften. Hier existiert seit mindestens 2009 ein reproduktiver Bestand, siehe Libellenatlas: „Die Libellen Schleswig-Holsteins“ (A. Drews.).
- 1,0 Feuerlibelle (C. erythraea), 26.06.2016, frisch geschlüpft, Weidetümpel, Postseefeldmark, PLÖ, zusammen mit Schlupf von A. imperator und A. grandis. Bisher nördlichster Schlupfnachweis Schleswig-Holsteins (und damit auch Deutschlands), (eig. Beob.). Im Bereich des Sielbek-Tales, OH, schlüpft die Art nun seit mehreren Jahren in einem Kiesgruben-Areal (z.B. 11.06.2016, K. Hartwig).
- 12 Braune Mosaikjungfer (Exuvien) und 2 Frühe Schilfjäger (Exuvien), 26.06.201, Weidetümpel, Postseefeldmark, PLÖ, in (teilweise) temporären Kleinstgewässern. Mindestens ein Gewässer trocknete im letzten Jahr aus, die Larven müssen unter Moos / Characeen etc. überdauert haben. Für Brachytron insofern interessant, als dass die höchsten „Schilfbestände“ aus zwei Bulten Juncus effusus bestanden (A. Drews.).
- 3,0 Braune Mosaikjungfer (Exuvien) und 1,3 Grüne Mosaikjungfer (Exuvien, Männchen, Weibchen) Sorge ( bei Fünfmühlen), auf ca. 0,84 ha Krebsscherenfläche (1.400m Strecke befahren, mind. 3 m breiter Krebsscherenbestand, sehr vital, an beiden Ufernseiten). Das sind wirklich geringe Exuvienzahlen. Großbestände haben M. Mielke und ich bei der Kontrolle nicht übersehen. Im südlichen Bereich der Sorge 0,3 Grüne Mosaikjungfer auf 1.600 m² Krebsschere. Auch hier wirklich wenige. In den hochgehobenen Krebsscheren keine Aeshniden Larven, vermutlich haben wir nicht viele übersehen.
- Südliche Binsenjungfer, Kleine Pechlibelle, 16.06.2016, Weidelandschaft Barnitz, OD, in Anzahl schlüpfend an zwei Gewässern. An weiteren Großes und Kleines Granatauge >500 Ind. In einer Niedermoor-Vernässung Glänzende und Gemeine Binsenjungfer in Anzahlen. Das Herstellen von neuen Kleingewässern und das Wiederherstellen eines natürlichen Entwässerungsregimes durch die Beseitigung von Drainagen bietet fast allen bei uns gefährdeten Arten einen neuen Lebensraum.
Ansonsten an vielen Kleingewässer-reichen Weidelandschaften extrem hohe Individuenzahlen von Kleinlibellen an den Gewässern (z.B. Weinbergsiedlung, PLÖ: >500 I. elegans , >500 L. sponsa an 3 Tümpeln in der Weidelandschaft).
Dagegen erreichte mich bisher keine Meldungen der Frühen Heidelibelle und an meinem Gartenteich schlüpft, unbeirrt durch den Regen, jeden Tag eine Torf-Mosaikjungfer. Ich habe bisher noch keinen Misserfolg beim Schlupf dokumentieren müssen…..
Viele Grüße und vielleicht bietet der spätere Sommer doch noch etwas?
Arne Drews