Männchen der Frühen Adonislibelle, Bollingstedter Moor, Foto: Angela Bruens

Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula)

Merkmale

Größe:

Kräftig gebaute Kleinlibelle mit einer Länge von 33 bis 36 mm.

Männchen:

Färbung leuchtend rot, mit Anteilen von Schwarz, wobei die Farbintensität der roten Bereiche mit zunehmendem Alter der Tiere abnimmt. Im Gegensatz zu der in Schleswig-Holstein sehr seltenen zu beobachtenden Zarten Rubinjungfer sind bei dieser Art die Beine und das Flügelmal schwarz gefärbt.

Weibchen:

Die ebenfalls rot gefärbten Weibchen treten in mehrere Farbvariationen auf, die sich in der Ausdehnung der Schwarzfärbung auf dem Hinterleib unterscheiden.

Larve/Exuvie:

Länge der größeren Larvenstadien 17 bis 21 mm. Die Tiere wirken relativ gedrungen, die Schwanzanhänge sind zugespitzt und weisen eine im typischen Fall an der breitesten Stelle eine x-förmige Zeichnung auf, die allerdings oft eher wie ein breites dunkles Band erscheint.

Verbreitung

Gesamtverbreitung:

Besiedelt in Europa ein ausgedehntes Areal, fehlt nur im südlichen Mittelmeerraum. Ostwärts findet man sie bis zum Ural, im Norden erreicht sie den Polarkreis.

Deutschland:

In ganz Deutschland weit verbreitet, sie zählt in allen Bundesländern zu den häufigsten Arten.

Schleswig-Holstein:

Bei uns im Land die zweithäufigste Libelle. Im Bereich der Geest und des Hügellandes dürfte die Art flächendeckend verbreitet sein. In der Marsch ist eine geringere Fundpunktdichte festzustellen, hier fehlen zumeist Hinweise auf Bodenständigkeit.

Bestand in Schleswig-Holstein

Eine in Schleswig-Holstein häufige Art, wobei sie meist in geringer Individuenzahl angetroffen wird und damit leicht übersehen werden kann. Sie wird auch in allen historischen Quellen als häufig und weit verbreitet beschrieben, insgesamt ist der Bestand als unverändert stabil zu bewerten.

Biologie

Überwinterung: als Larve

Dauer Larvalentwicklung: ein Jahr

Schlupfzeit in SH: Mitte April bis Ende Mai

Flugzeit in SH: Mitte April bis Ende August, Hauptflugzeit im Mai und Juni

Verhalten:

Nach der Emergenz suchen die Jungtiere strukturreiche Gebiete in der Nähe der Entwicklungsgewässer auf, wo sie bis zu 20 Tage verbringen. Nur ein geringer Teil der Imagines kehrt danach zu seinem Ursprungsgewässer zurück (ein Drittel der Männchen und ein Viertel der Weibchen. 

Die reifen Männchen sitzen in geringer Individuendichte an exponierten Stellen am Gewässerrand in der Vegetation und erwarten die Weibchen. Die Sitzwarten werden gegenüber anderen Männchen verteidigt. Die Tiere fliegen nicht besonders gut und meiden das offene Wasser. Bei Wind suchen sie geschützte Stellen auf Wiesen, in Gehölzen oder an Böschungen auf.

Paarung und Eiablage:

Die Paarung erfolgt am Gewässer oder in seiner Nähe in der Vegetation und dauert ungefähr 10 bis 30 Minuten. 

Die Eiablage erfolgt in der Regel als Tandem, am späten Nachmittag und zum Ende der Flugzeit sieht man auch allein ablegende Weibchen. Die Paare können vollständig untertauchen, manchmal löst sich aber auch das Männchen vorher vom Weibchen, so dass das Weibchen allein unter Wasser ablegt. Das Eiablagesubstrat besteht aus weichen Teilen lebender Pflanzen.

Lebensräume

Imagines:

Besiedeln eine Vielzahl von Gewässertypen, wie stehenden Gewässern aller Art, Fließgewässer mit geringer Strömungsgeschwindigkeit oder mit strömungsberuhigten Buchten und Moore. Optimal sind dauerhaft wasserführende Gewässer mit einer gut ausgebildeten Wasser- und Ufervegetation sowie Gehölze in der Umgebung. Für die Eiablage werden verschiedene Tauch-, Schwimmblatt- und Röhrichtpflanzen genutzt, in Mooren wurde auch die Eiablage in flutende Torfmoos oder in Torf beobachtet.

Larven:

Die Larven leben zunächst in der Gewässervegetation und wechseln mit zunehmende Alter auf den Gewässergrund, wo sie sich unter überhängenden Ufern, im Wurzelgeflecht von Pflanzen, auf faulenden Blättern oder in Substratlöchern aufhalten.

Gefährdung

Rote Liste Schleswig-Holstein 2011: ungefährdet

Rote Liste Deutschland 2014: ungefährdet

Gefährdungsursachen: keine erkennbar

Schutz

Europäische Union (FFH-Richtlinie): -

Deutschland (BNatSchG): besonders geschützt

Schutzmaßnahmen: Erhalt von Kleingewässern bzw. Gewässerzonen mittlerer Sukzessionsstadien. In Fließgewässern sollte die Unterhaltung des Gewässers und der Uferzone abschnittsweise und jährlich wechselnd erfolgen.

Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • MARTENS, A. (1996): Die Federlibellen Europas. - Die Neue Brehm-Bücherei 626. Westarp Wissenschaften, Magdeburg & Spektrum, Heidelberg.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

A. Bruens